Samstag, 10. März 2012

23.06.2011 Die Maus, die eigentlich keine war

Am 21.06.2011 bekamen wir abends den Anruf, ob wir eigentlich auch Spitzmäusen helfen können, da diese ja trotz der Namensähnlichkeit eigentlich mehr mit Maulwürfen als mit Mäusen verwandt sind. Ein verletztes Spitzmausbaby wurde dehydriert und alleine auf der Straße gefunden, für ein Zurücklegen war das Kleine bereits zu lange von dort fort. Erfahrung mit der Wildtieraufzucht hatten wir zwar schon, aber eine Spitzmaus war auch für uns
neu.
Nach einigen Telefonaten konnten wir die Infos, die dazu nötig
waren einholen und es zeitlich so organisieren, dass das Kleine die nächsten
Wochen bis zur Auswilderung bei uns sein könnte. Gleich bei der Ankunft bei der
Retterin wurde "Jolly Jumper" erstmal mit Wasser erstversorgt, wir hatten Glück,
das Kleine trank selbstständig von der 1ml Spritze, das war ein sehr gutes
Zeichen.
Noch am selben abend bekam es seine ersten beiden Milchmahlzeiten, die zwar noch sehr wenig waren, aber immerhin konnte man es
wenigstens überhaupt füttern. Dem Aussehen nach (verschlossene Augen, ca. 4g,
voll befellt, usw.) schätzen wir das Kleine auf ca. 10-14 Tage, denn da es ein
verkrüppeltes Hinterbeinchen hat, wissen wir nicht genau, wie weit es davon in
der Entwicklung eingeschränkt wurde. Apropos: Das Kleine kann sein Handicap
super umgehen, hat sich an die offensichtlich schon länger vorherrschende
Situation sehr gut angepasst, die Zeit wird zeigen, wie es in Zukunft damit
umgehen kann.
Mitlerweile bekommt "JJ", wie es von der Pflegestelle liebevoll
genannt wird, auch schon seine ersten Fleischmahlzeiten, die es brav von selber
frisst. An das Bauchimassieren nach den Mahlzeiten und das Geputzt werden hat es
sich schon gewöhnt, es macht sein Geschäft sogar schon von selber außerhalb des
Nestes. Zwar ist die Prognose eher schlecht, denn die Aufzucht von Spitzmäusen
scheint laut Angaben sehr knifflig und unberechenbar zu sein, leider auch mit
einer sehr niedrigen Erfolgsrate, aber wir bemühen uns mit allen Mitteln, das
Kleine wieder erfolgreich auswildern zu können.
Bei der Infosammlung zur Spitzmausaufzucht hat uns übrigens die
Seite Kleine Tiere online sehr geholfen, die
Zeiten des Internets machen es möglich, dass neue Wissensgebiete schnell
erschlossen werden können und so schnell gehandelt werden kann. Aber trotzdem
haben wir leider merken müssen, dass wir zwar für die Pflege und Haltung von
unseren Pflegetieren super ausgerüstet sind, aber die längerfristige Aufzucht
von Tieren, die uns alle 2 Stunden für Mahlzeiten und Co. brauchen würden,
aufgrund dessen, dass wir alle nebenher berufstätig sind, nur sehr schwer zu
organisieren war.
Daher sind nun mehrere Leute abwechselnd für Jolly Jumper
zuständig und müssen teils quer durch Wien zu ihm fahren, um ihm keinen Umzug
mehr zumuten zu müssen. Zudem sind wir nun in der spitzfindigen Lage,
Regenwürmer, kleine Schnecken, Kellerasseln und Co. sammeln zu müssen, um das
Kleine langsam daran zu gewöhnen, sich seine Nahrung in Erde selber zu suchen ;)
Wie es mit Jolly Jumper weitergeht und ob wir es wirklich
schaffen, es erfolgreich aufzuziehen und wieder auswilderungsfähig zu bekommen,
werden wir natürlich hier und im Forum berichten.